Gestern Abend war ich gegen 22 Uhr mit dem Fahrrad unterwegs. Auf meiner Strecke bemerkte ich etwa fünf oder sechs weitere Radfahrer und diese waren alle ohne eingeschaltete Beleuchtung an ihrem Rad unterwegs. Da kann man sich nur an den Kopf fassen.
Ein Bundespräsident fordert dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und dabei sind die wenigsten in der Lage dies für sich selbst zu tun. Vergangenen Samstag gab es im Programm von hr2, wie jeden Samstag, die Sendung kontrovers mit dem Thema „Bloß nicht ich – die verantwortungslose Republik“ (diese Sendung kann man auch jetzt noch als Podcast anhören). Dort wurde an vielen Beispielen aufgezeigt wie verantwortungslos wir, oder jedenfalls sehr vielevon uns sich verhalten.
„Nur wer früh lernt, Verantwortung zu übernehmen, wird später ein wichtiges und verlässliches Mitglied unserer demokratischen Gesellschaft sein können.“ So heißt es beispielsweise im Schulprogramm einer reformpädagogisch orientierten Schule. Verantwortung übernehmen: Das heißt, sich selbst Rechenschaft über seine Taten abzulegen, heißt, Selbstbestimmung. Wie kann das Entstehen von verantwortlichem Handeln gefördert werden? Wie entstehen Selbstbilder und Rollenmodelle, die verantwortliches Handeln verhindern?
Das von mir oben genannte Beispiel der Radfahrer lässt sich vieltausendfach auf Autofahrer übertragen:
- Telefonieren während der Fahrt ohne Freisprechanlage
- Kein Betätigen des Blinkers beim Abbiegen
- Wenden auf der Fahrbahn bei zwei durchgezogenen Linien, etc.
Und dies sind Teilaspekte unseres Verhaltens, die Egoismus in den Vordergrund stellen.
Unsere gewählten Politiker und die upper class der Wirtschaftsunternehmen, sie versagen hier gänzlich als beispielgebende Vorbilder. Da werden Entscheidungen über Milliardenbeträge getroffen, z.B. Staatsbeteiligung an Unternehmen, Abwrackprämie, u.s.w., wobei dieses Geld 1. nicht wirklich vorhanden ist und 2. an anderen Stellen wie Bildung, Gesundheitsversorgung sinnvoller einzusetzen wäre.
Und unser Bundespräsident findet das auch noch alles gut und richtig und stellt in Aussicht, dass die Automobilindustrie, die ja bekanntermaßen die besten Autos baut , in Zukunft noch bessere auf den Markt bringen wird und sogar umweltverträglich und klimaneutral. Dieser Industriezweig hat das in der Vergangenheit nicht geschafft und wird es auch in absehbarer Zeit nicht verwirklichen. Da zeigt sich doch mal wieder wie wirtschaftsgesteuert unsere Politik ist.
Mehr als vor seiner eigenen Haustüre zu kehren und sich zur Beruhigung des Gewissens in sozialen und umweltrelevanten Projekten zu engagieren, und vor allem Kinder zu selbständigem und nachhaltigem Denken zu erziehen, bleibt dem Einzelnen nicht. Und diese Bereitschaft sehe ich nicht bei einem großen Teil der Bevölkerung.
Sind wir also zum Verdeppen verdammt?
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